Rückblick 2013: Was wäre, wenn...

, 28.12.2013

Er ist der tragische Held des Jahres: Michel Nykjaer feierte drei Siege, lag auf Kurs zu WM-Rang zwei und fuhr besser denn je, konnte die Saison aber nicht beenden

"Ich denke, ich hätte die Privatierwertung gewonnen und wäre WM-Zweiter geworden." Sofern er die Saison 2013 hätte komplett bestreiten können. Doch so weit kam es nicht für Michel Nykjaer. Denn nach zwei Dritteln des Rennjahres war plötzlich Schluss für den dänischen Piloten. Seine ersten Siege in der WTCC, WM-Platz zwei vor Augen, seine bislang beste Saison - sie blieb leider unvollendet.

Schuld daran war das liebe Geld. Oder vielmehr die Summe, die Nykjaer nach den Rennen in Sonoma zusätzlich hätte aufbringen sollen, aber nicht konnte. Und so wurden die Asienreisen sehr kurzfristig gestrichen. "Am Mittwoch hätte ich fliegen sollen, aber die Absage kam am Dienstag. Dabei war natürlich schon alles gebucht", sagt Nykjaer, der tragische Held der WTCC-Saison 2013.

Im März hatte das Rennjahr so gut für ihn begonnen: Platz zwei im Regen von Monza, nur zwei Wochen später der erste Sieg beim Stadtrennen in Marrakesch. Der zweite Rennerfolg in Salzburg, Nummer drei in Moskau und zwei dritte Plätze in Porto sowie ein vierter Rang in Termas de Rio Hondo. "Keine Frage: Es war eine fantastische Saison", meint Nykjaer. Aber da schwingt viel Wehmut mit.

Nykjaer lag auf Kurs zu WM-Platz zwei

"Es hätte natürlich noch viel besser laufen können, wenn ich die Saison hätte beenden können." In der Tat: Legt man seinen Schnitt von 22,5 Punkten pro Wochenende für eine Hochrechnung zugrunde, wäre er nach sämtlichen Rennen nicht WM-Siebter, sondern Zweiter geworden. Zwar deutlich hinter Weltmeister Yvan Muller, aber eben auch vor Ex-Champion Gabriele Tarquini, der so Rang zwei "erbte".

Und so stellt sich auch Nykjaer die Frage nach dem "Warum". Wie schon in Macao, wo er als Zaungast zusehen musste, wie seine WTCC-Konkurrenten ohne ihn ihre Runden drehten. "Das war schrecklich und traurig zugleich", erklärt der Däne und fügt mit einem Achselzucken hinzu: "Es macht halt doch etwas mehr Spaß, wenn du selbst hinter dem Lenkrad sitzt. Es sollte aber wohl nicht sein."

Das Sprichwort "Geld regiert die Welt" gilt eben auch auf der Rennstrecke. "Und das ist bedauerlich", sagt Nykjaer. "Es geht immer nur um das Geld." Weshalb manche Fahrer - ebenfalls sprichwörtlich - auf der Strecke bleiben. Denn oftmals steckt auch viel Eigenkapital im Rennprojekt. Wie bei Nykjaer. "Ich bin nicht nur Rennfahrer, sondern arbeite jeden Tag für mein eigenes Unternehmen", sagt er.

Wer kein Geld mitbringt, fährt auch nicht...

"Einfacher wird es sicherlich nicht, wenn du am Tag nach einem Rennwochenende schon wieder im Büro sitzt. Dann bist du schon mal etwas müde", meint Nykjaer mit einem Lächeln im Gesicht, wird aber gleich wieder ernst: "Wenn du halt nicht vom Motorsport alleine leben kannst, musst du auch noch etwas anderes tun." Und darauf hoffen, dass dein Budget für die nächste Saison ausreicht.

Apropos: Wer glaubt, Nykjaer hätte nach seinem jähen Aus in diesem Jahr mit der WTCC abgeschlossen, der irrt. "Ich habe 2013 dreimal gewonnen. Die Leute wissen nun, wer ich bin", sagt der dänische Rennfahrer. Er selbst habe mit etwas Abstand zu den Ereignissen auf jeden Fall frischen Mut gesammelt. "Es ist, als hätte ich den Starterknopf wiederentdeckt", meint er. Fehlt nur noch das Auto drumherum.

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