Yvan Muller hatte das Renngeschehen in der WTCC 2013 souverän im Griff und sicherte sich letztlich überlegen und vorzeitig seinen vierten WM-Titel
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Nicht ob, sondern wann. Das war die große Frage in der Saison 2013. Denn dass Yvan Muller das Jahr als Weltmeister beschließen würde, war schon nach wenigen Rennen abzusehen. Und so kam es schließlich auch: Nach dem drittletzten Wochenende der Saison lag der RML-Chevrolet-Pilot in der Fahrerwertung so weit vorn, dass er sich die Veranstaltungen in Schanghai und Macao hätte schenken können.
Er trat trotzdem an. Und sorgte damit für den bisher größten Vorsprung eines Tourenwagen-Weltmeisters auf seinen schärfsten Verfolger. Satte 189 Punkte fehlten Honda-Fahrer Gabriele Tarquini am Jahresende auf Muller, der einmal mehr mit beeindruckender Konstanz überzeugte und in 24 Rennen 431 Zähler zusammentrug. Mehr hat bisher nur einer erzielt - Yvan Muller in der Saison 2011 (433 Punkte).
Das bedeutet auch: Muller hat an jedem der zwölf Rennwochenenden im Schnitt 36 Punkte geholt. Tarquini hat diesen Durchschnittswert allerdings nur ein einziges Mal (!) mit einer besseren Ausbeute übertroffen, lag sonst deutlich hinter Muller zurück. Wie natürlich auch der Rest des Feldes. Ein Beispiel? James Nash (3.) und Rob Huff (4.) haben zusammen nur zehn Punkte mehr erzielt als Muller alleine.
Tarquini als WM-Zweiter ohne Chance
Tarquini fasst es treffend zusammen, wenn er sagt: "Es war unmöglich, Yvan in diesem Jahr zu schlagen." Er selbst habe sich daher frühzeitig darauf konzentriert, wenigstens den zweiten Platz einzufahren. Das gelang ihm auch, wenn auch nur knapp. Nach vorn hatte er nicht den Hauch einer Chance. "Und ja, der Abstand ist gewaltig", meint Tarquini mit Blick auf den finalen Punktestand.
Muller selbst relativiert seine Dominanz: "Okay, ich bin vorzeitig Weltmeister geworden. Und ich habe auch einen sehr großen Vorsprung. Das liegt aber wohl auch daran, dass sich die Piloten auf den Rängen zwei, drei, vier und fünf einfach gegenseitig Punkte weggenommen haben." In der Tat. Denn den einen großen Gegner für Muller gab es nicht. Selbst sein Teamkollege Tom Chilton war chancenlos.
Und so kam es, wie es kommen musste - Muller spazierte zum WM-Titel. Eine Formulierung, die ihm aber nicht ganz schmecken will. "Einfach war es sicherlich nicht", meint er. "Das ist es nämlich nie." Vor allem nicht, wo Muller doch wenige Wochen vor dem Saisonauftakt noch überhaupt nicht wusste, ob er 2013 fahren würde. "Deshalb bedeutet mir dieser Titelgewinn sehr, sehr viel", erklärt Muller.
WM-Titel ohne Werksstatus Mullers "wichtigster Erfolg"
Auch, weil er der erste Weltmeister ist, der nicht für ein Werksteam unterwegs war. Denn eben diesen Status hatte RML zum Ende der Saison 2012 verloren, ebenso wie einen Großteil des Budgets. Was geblieben ist, das Know-how und das Auto, hat die britische Mannschaft perfekt umgesetzt. "Und der WM-Titel ist eine schöne Belohnung für diesen Einsatz", sagt Muller. "Vielleicht ist es mein wichtigster Erfolg."
"Es war eine schwierige Ausgangslage, doch unterm Strich waren wir möglicherweise sogar stärker als früher. Und es ist ein klasse Gefühl, wenn du zwar nicht das eigentlich notwendige Budget hast, es aber trotzdem hinkriegst", so der nun viermalige Weltmeister. Was die Frage aufwirft: Wie hätte Muller 2013 in einem Chevrolet-Werksteam abgeschnitten? Antwort: nicht besser. Denn das ist kaum möglich.