Aus dem ersten Sieg des Honda-Werksteams wurde nichts: Michel Nykjaer (Nika-Chevrolet) schlug Gabriele Tarquini (Honda) in einem spannenden Rennen
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Er kam "nur" von Startplatz vier, doch im Rennen fuhr er ganz nach vorn: Michel Nykjaer (Bamboo-Chevrolet) ließ im dritten WTCC-Saisonlauf in Marrakesch sämtliche Konkurrenten hinter sich und holte sich seinen ersten Rennerfolg in der Tourenwagen-WM. Der Däne war in der Vergangenheit schon mehrfach knapp gescheitert. Dieses Mal hat ihm die Technik aber kein Schnippchen geschlagen.
Ganz im Gegenteil: Nykjaer fuhr ein starkes Rennen und rang Gabriele Tarquini (Honda), der von der Pole-Position aus losgefahren war, in einem spannenden Zweikampf nieder. Er sagt: "Ich hatte einen sehr guten Start und war rasch Zweiter. Dann versuchte ich, Gabriele zu überholen, doch er warf die Tür zu. Als er einen Fehler machte, sah ich meine Chance und schlug zu. Nun freue ich mich einfach nur über meinen ersten Sieg."
Doch der Reihe nach: Beim fliegenden Start zum dritten Saisonrennen behielt Gabriele Tarquini (Honda) klar die Oberhand. Dahinter kam es jedoch sofort zu ersten Verschiebungen. James Nash (Bamboo-Chevrolet) verlor den zweiten Platz noch in der ersten Schikane an den entschlossen agierenden Michel Nykjaer (Nika-Chevrolet) und auch Yvan Muller (RML-Chevrolet) ging vorbei.
Bennani steht den Champions im Weg
Verlief all dies noch recht geordnet, so ging es im Hinterfeld einmal mehr drunter und drüber: In der ersten Schikane wurde Stefano D'Aste (PB-BMW) umgedreht, was für einen kleinen Stau am Kurvenausgang sorgte. Ebenfalls ins Hauen und Stechen der ersten Meter verwickelt wurde just der afrikanische Lokalmatador Mehdi Bennani (Proteam-BMW) - mit Folgen für den weiteren Rennverlauf.
Dieser wurde zunächst aber noch von den beiden Weltmeistern Muller und Rob Huff (Münnich-SEAT) bestimmt, die sich ab Runde zwei ein starkes Duell lieferten. Und dann kam Bennani. Nach einem Reparaturstopp kehrte der Marokkaner ausgerechnet vor Huff zurück auf die Strecke, machte aber keine Anstalten, seine - ihn überrundenden - Hinterleute vorbeizulassen. Blaue Flaggen gab es keine.
In Runde drei kam es dann, wie es kommen musste: Muller, der seinen dritten Platz früh an Nash verloren hatte und dann auch von Huff kassiert worden war, sah vor der Zielkurve seine Chance, als sich Huff auf das Überrunden von Bennani konzentrierte und die Türe aufmachte. Alex MacDowall (Bamboo-Chevrolet) wollte seinerseits ebenfalls mitziehen, doch das wusste Huff zu verhindern.
Honda verliert Platz eins und ein Auto
Auch ganz vorn nahm die Action mehr und mehr zu: Ab Runde fünf setzte Nykjaer den führenden Tarquini unter Druck, um am Ende der sechsten Runde sein Manöver zu setzen und den Honda-Piloten auf der Außenbahn zu überholen. Und als wäre dies nicht genug gewesen: Kurz zuvor hatte der zweite Honda-Fahrer, Tiago Monteiro, seinen Civic ausgangs der ersten Schikane verschrottet.
Weil Monteiro bei seinem Einschlag in die Mauern von Marrakesch auch ein Rad verlor, rief die Rennleitung das Safety-Car auf die Strecke, um die Aufräumarbeiten abzusichern. Und genau wie viele vor dem Rennwochenende in Marokko befürchtet hatten: Der Abtransport des Wracks zog sich hin. Immerhin gab es Nash die Möglichkeit, seine unter Gelb eroberte Position wieder zurückzugeben.
Der Chevrolet-Pilot war am Ende der sechsten Runde an Tarquini vorbeigegangen, obwohl dort schon gelbe Flaggen geschwenkt wurden. Vor dem Neustart in Runde zwölf, der vorletzten Runde, war die richtige Reihenfolge hinter Nykjaer aber wieder hergestellt und das Finale konnte beginnen. Noch zwei Runden - und die hatten es in sich. An allen Ecken und Enden des Feldes wurde erbittert gekämpft.
Nykjaer feiert ersten WTCC-Sieg
An der Reihenfolge in der Spitzengruppe tat sich aber nichts mehr. Und damit war die Sensation perfekt: Privatier Nykjaer fuhr als Sieger über die Linie und verwies Ex-Champion Tarquini und Nash auf die Plätze. Muller versuchte noch in der letzten Kurve ein Manöver gegen Nash und wäre dabei beinahe noch von Huff überholt worden, blieb aber Vierter und verpasste erstmals 2013 das Podest.
Eine erneut starke Rennleistung zeigte Marc Basseng (Münnich-SEAT), der hinter MacDowall als Siebter abgewinkt wurde und damit Pepe Oriola (Tuenti-SEAT), Tom Coronel (ROAL-BMW) und James Thompson (Lada) hinter sich ließ. Fernando Monje (Campos-SEAT) und Darryl O'Young (ROAL-BMW) gingen auf den Rängen elf und zwölf knapp leer aus - genau wie Fredy Barth (Wiechers-BMW).
Der Schweizer belegte abschließend Position 13, Rene Münnich (Münnich-SEAT) erreichte Platz 15. Franz Engstler (Engstler-BMW) kam nach einem kampfbetonten Rennen samt Reparaturstopp noch auf den 17. Rang. Norbert Michelisz (Zengö-Honda) musste seinen Rennwagen indes nach erneut technischen Problemen vorzeitig abstellen. Insgesamt sahen 17 Fahrzeuge das Ziel in Marrakesch.