WM-Spitzenreiter Jose-Maria Lopez (Citroen) fährt im zweiten Salzburg-Rennen spielend zum Sieg - Yvan Muller (Citroen) als Auslöser für einen heftigen Startcrash
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Jose-Maria Lopez (Citroen) hat es schon wieder getan. Der WM-Spitzenreiter sicherte sich im zweiten Rennen am Salzburgring bereits seinen dritten WTCC-Saisonsieg und baute damit seine Führung in der Gesamtwertung aus. Lopez profitierte allerdings von der deutlichen Überlegenheit seines C-Elysee, mit dem er seine Konkurrenten auf der langen Gegengerade gleich reihenweise stehen ließ.
Von Position fünf kommend, rollte Lopez die Spitzengruppe von hinten auf und rang nach und nach alle vier Honda-Piloten nieder. Binnen acht Runden hatte er sich nach vorn gearbeitet. "Wir hatten den Heckflügel sehr flach gestellt. Das war ein gewisses Risiko, aber es hat sich bezahlt gemacht", meint Lopez. "Das Auto war klasse, ein schöner Sieg. Ich bin hochzufrieden mit diesem emotionalen Erfolg."
Hochzufrieden darf Lopez auch sein: Sein Vorsprung in der Gesamtwertung beträgt nun 41 Punkte auf Titelverteidiger Yvan Muller (Citroen), der auch noch sein Teamkollege ist. Denn Muller erwischte keinen sehr guten Tag: Nach dem Sieg am Vormittag gab's am Nachmittag einen Ausfall. Dafür lief es gut bei Honda: Hinter Lopez fuhren Gabriele Tarquini, Tiago Monteiro und Norbert Michelisz in die Top 4.
Muller löst den Startcrash aus
Und Muller? Er hatte am Start einen Zwischenfall ausgelöst: Der WTCC-Rekordchampion war nach dem Start mit den linken Rädern aufs Gras gekommen und hatte bei seiner Rückkehr auf die Strecke große Mühe, seinen bockigen C-Elysee unter Kontrolle zu bringen. Und weil er dabei nach rechts zog, reagierte James Thompson (Lada) auf diese Bewegung, zog seinerseits nach rechts - und es krachte.
Thompson erwischte ausgerechnet seinen Teamkollegen Rob Huff (Lada) und beide Fahrzeuge "flipperten" regelrecht über die Gerade, schlugen links und rechts an den Leitplanken an. Die gute Nachricht: Sowohl Huff als auch Thompson blieben augenscheinlich unverletzt. Sie verließen ihre Autos aus eigener Kraft. Doch währenddessen hatte sich schon ein weiterer Zwischenfall ereignet.
Nach der ersten Schikane gerieten Dusan Borkovic (Campos-Chevrolet) und Tom Chilton (ROAL-Chevrolet) aneinander. Borkovic erwischte seinen Markenkollegen am Heck und flog daraufhin ab und touchierte die Banden. Chilton konnte zunächst weiterfahren, doch kurz vor dem Ende der ersten Runde brach seine rechte Hinterrad-Aufhängung. Genau dort hatte ihn Borkovic zuvor erwischt.
Rote Flaggen am Salzburgring
Angesichts von so vielen gestrandeten Fahrzeugen hatte die Rennleitung keine Wahl: rote Flaggen. Der zweite WTCC-Lauf am Salzburgring wurde erst einmal unterbrochen, damit die Streckenposten die Aufräumarbeiten durchführen konnten. In all der Aufregung meldete sich Huff zu Wort: "James und ich sind okay", so der Ex-Champion. Und Thompson meint: "Ich bin froh, noch an einem Stück zu sein."
Nach dem Neustart in Runde vier behaupteten sich die Honda-Fahrzeuge zunächst vorn, doch ab Runde fünf legte Lopez los, zog fast im Rundentakt an den Autos vor ihm vorbei. In Runde acht lag Lopez schon an zweiter Stelle, als eine Safety-Car-Phase seine Aufholjagd unterband. Rene Münnich (Münnich-Chevrolet) hatte in der Schikane reichlich Kies auf die Fahrbahn geworfen. Es musste gekehrt werden.
Dies geschah allerdings erst nachdem Tom Coronel (ROAL-Chevrolet) auf dem Kies ausgerutscht und dadurch von Gianni Morbidelli (Münnich-Chevrolet) in Bedrängnis gebracht worden war. Unter Gelb beruhigte sich das Geschehen kurzzeitig, nach dem erneuten Neustart machte Lopez ernst. "Sie haben so viel mehr Leistung, da war nichts zu machen", sagt Tarquini. Er hatte keine Chance, vorn zu bleiben.
Lopez siegt und siegt und siegt...
Und so rauschte Lopez zu einem weiteren Laufsieg - vor Tarquini, Monteiro, Michelisz, Coronel und Morbidelli. Sebastien Loeb (Citroen) kam nach einem eher farblosen Auftritt als Siebter ins Ziel, Mehdi Bennani (Proteam-Honda) wurde Achter vor Münnich und Michail Koslowskii (Lada). Franz Engstler (Engstler-BMW) erzielte Platz elf und sicherte sich damit auch wieder den Sieg in der TC2-Kategorie.
Weiter geht's in zwei Wochen auf dem Moscow Raceway in Russland, wo der WM-Titelkampf noch einmal an Schärfe gewinnen dürfte. Denn Lopez entwickelt sich mehr und mehr zum Mann der Stunde in der WTCC. Und wenn Loeb und Muller nicht bald gut und vor allem besser punkten als Lopez, dann könnte der ganz große Pokal am Jahresende wider Erwarten doch nicht nach Frankreich gehen...