Gabriele Tarquini blickt selbstbewusst auf die WTCC-Saison 2014, in der er nicht nur Neueinsteiger Citroen, sondern auch Lada als Rivalen auf der Rechnung hat
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Gut drei Monate vor dem Start der WTCC-Saison 2014 blickt Gabriele Tarquini im Interview auf das neue Rennjahr, in dem durch die Einführung des neuen technischen Reglements "die Karten neu gemischt werden." Neben Neueinsteiger Citroen rechnet Der Honda-Werksfahrer hat neben den Franzosen aber auch das Lada-Werksteam mit Neuzugang Rob Huff auf der Rechnung. Von den neuen Autoszeigt sich der 52-Jährige begeistert, allerdings befürchtet Tarquini, dass Überholmanöver schwieriger werden. Außerdem spricht der Italiener über seine Ziele in der Saison 2014.
Frage: "Gabriele, mit welchen Erwartungen blickst du auf die WTCC-Saison 2014?"
Gabriele Tarquini: "Es wird interessant werden. Durch die neuen technischen Regeln wurden die Karten neu gemischt. Wir fangen alle von null an und niemand kennt die neue Werteskala. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass Citroen von seinem sechsmonatigen Testprogramm profitieren wird, denn das ist für die Feinabstimmung und die Zuverlässigkeit entscheidend. Aber immerhin haben sie für ihre Leistung keine Vergleichswerte, wodurch ihr Vorteil nicht so groß ist."
"Und außerdem sind sie neu in der Meisterschaft. Ein sehr professionelles Team, das gewohnt ist zu siegen, aber wie jeder andere auch werden sie eine gewisse Zeit zur Eingewöhnung benötigen. Daher bin ich zuversichtlich, denn 2013 haben wir uns darauf konzentriert, im Team die richtige Mischung aus den japanischen und italienischen Anteilen zu finden. Das Resultat dessen werden starke gemeinsame Anstrengungen um den Sieg sein."
Frage: "Wie gefallen dir die neuen, leistungsstärkeren Autos?"
Tarquini: "Mehr Leistung und Geschwindigkeit machen einen Fahrer glücklich! Dennoch glaube ich nicht, dass die neuen Autos schwieriger zu fahren sind, denn die ausgefeiltere Aerodynamik und die neuen Fahrwerke sowie die größeren Reifen und Bremsen werden die gesteigerte Leistung ausgleichen."
"Die Autos haben an Sex-Appeal gewonnen, was neue Fans anziehen könnte, die bisher meinten, die Autos entsprächen zu sehr den Serienmodellen. Ich denke, dass wir auf der Strecke bei Berührungen vorsichtiger sein müssen, denn die Aufhängungen sind zerbrechlicher. Und das Überholen könnte wegen der höheren Geschwindigkeiten und der kürzeren Bremswege schwieriger werden."
Späterer Testbeginn kein großer Nachteil für Honda
Frage: "Im Gegensatz zu Citroen hat Honda das neue Auto noch nicht auf der Strecke getestet. Ist das ein Nachteil?"
Tarquini: "Ursprünglich war geplant, die Tests mit einer Übergangsversion des Civic früher zu beginnen. Letztlich haben wir uns aber entscheiden, auf die neue Version zu warten, denn die Rennsport- und Entwicklungsabteilung von Honda und JAS haben die Kenntnisse und Erfahrungen, um von einem weißen Blatt Papier aus ein konkurrenzfähiges Auto zu entwerfen und zu entwickeln. Ich kann den Testauftakt kaum erwarten, denn ich möchte meinen Anteil zur technischen Entwicklung beitragen, indem ich den Technikern sage, in welche Richtung wir gehen müssen."
Frage: "Neben Citroen und Honda wird Lada als drittes Werksteam in der WTCC antreten. Wie stark schätzt du die Russen ein? Und was traust du den von RML aufgebauten Chevrolet Cruze zu?"
Tarquini: "Durch die Verpflichtung von Huff hat Lada klar gemacht, dass sie in die Meisterschaft und das neue Auto investieren möchten. Die neuen technischen Regeln werden ihnen dabei helfen, die Schwachpunkte des Serienmodells auszugleichen."
"Sie hatten bereits einen der stärksten Motoren. Nun haben sie an Erfahrung gewonnen und haben zwei Spitzenfahrer. Ich wette, sie werden viele Leute überraschen. Genau wie RML. Sie haben bewiesen, dass sie auch ohne die Unterstützung eines Herstellers gewinnen können. Ich wäre sehr überrascht, wenn der neue Cruze nicht von Anfang an an der Spitze fahren würde."
Hersteller-Titel hat Priorität
Frage: "Und welche Ziele hast du dir für die kommende Saison gesetzt?"
Tarquini: "Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass wir es mit einigen starken Gegnern zu tun haben, vor allem Citroens Dream-Team, das von den gewaltigen Ressourcen profitiert. Ich bin aber trotzdem nicht eingeschüchtert."
"Ich bin immer noch einer der schnellsten Fahrer und hoffe, dass ich in der Winterpause nicht zu sehr gealtert bin. Im Gegenteil, ich fühle mich immer noch jung und fit! Mein persönliches Ziel ist, das Resultat aus dem vergangenen Jahr zu verbessern - das würde bedeuten, dass ich zum zweiten Mal Weltmeister wäre. Priorität hat für uns jedoch, erneut die Hersteller-Meisterschaft zu gewinnen."