Norbert Michelisz geht von vielen Titelaspiranten in der WTCC-Saison 2017 aus - Läuft es für den Honda-Piloten nach Plan, dann rechnet er sich große Chancen aus
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Seit 2013 sitzt Ungarns Motorsportstar Nummer 1 am Steuer eines Honda Civic und seit dem vergangenen Jahr ist er Werksfahrer im JAS-Rennstall. Nach dem werksseitigen Ausstieg von Citroen und dem Rückzug von Lada gelten Tiago Monteiro und Norbert Michelisz zu dein heißen Titelfavoriten. Dritter Honda-Pilot in der Tourenwagen-WM (WTCC) ist der Japaner Ryo Michigami.
Beim Blick auf die Ergebnisse der vergangenen Jahre zeigt sich bei Michelisz ein Aufwärtstrend. Im Vorjahr konnte er zwar nur ein Rennen gewinnen, doch der Ungar war mehrmals Gast auf dem Podest. Nun müssen seine Ergebnisse konstanter werden, um eine Chance auf den WM-Titel zu haben. "Vor einer Saison will ich nie zu zuversichtlich sein", dämpft er die Erwartungshaltung. "Es ist jetzt wichtig, konzentriert weiterzuarbeiten. Wenn uns das gelingt, können wir ein starker Titelanwärter sein."
Der Saisonauftakt findet am 9. April in Marrakesch statt. Im Vorjahr wurde Michelisz in beiden Rennen Dritter. Da die Teams bisher nicht gemeinsam getestet haben, tappen noch alle bezüglich der Kräfteverteilung im Dunkeln. "Bis zum ersten Rennen gibt es bei den Entwicklungsteilen noch viel zu tun", verrät der 32-Jährige, dass Honda noch etwas in der Hinterhand hat. "Ich muss 100 Prozent geben, um um den WM-Titel kämpfen zu können. Mit meinen derzeitigen Informationen denke ich, dass wir eine Chance haben, wenn alles nach Plan läuft."
Huff und Volvo sind starke Gegner
Insgesamt rechnet Michelisz mit einem harten Wettbewerb. Er hat vor allem seinen Teamkollegen Tiago Monteiro auf der Rechnung. "Er hat in der vergangenen Saison gezeigt, dass er ein fantastischer Fahrer ist. Er hat sich beim Fahren gegenüber 2015 und 2016 deutlich gesteigert." Aber auch Rob Huff kann mit dem Münnich-Citroen eine Rolle im Spitzenfeld spielen. "Dazu alle Volvo-Fahrer", glaubt Michelisz. "Es ist schwierig, nur einen Namen zu nennen, denn ich schätze, am Ende werden sechs bis acht Fahrer um den WM-Titel kämpfen."
"Ich höre auch, dass Volvo viel testet. Rob ist ein Weltklasse-Fahrer und wird mit dem Citroen eine starke Kombination sein. Ich genieße den Wettbewerb und weiß, dass wir viel stärker als 2016 sein werden, weil unser Auto besser ist. Ich erwarte aber harte Konkurrenz. Deshalb freue ich mich schon auf die neue Saison", sagt Michelisz. Vor allem in Ungarn sind die Erwartungen groß. Die Jubelstürme seiner Fans am Hungaroring sind legendär.
Der Wechsel ins Honda-Werksteam vor einem Jahr war ein wichtiger Schritt, auch wenn es nach Jahren bei Zengö zu Beginn nicht einfach war. "Ich kannte einige Leute von früheren Tests, aber bei den Rennen musste ich mit neuen Ingenieuren und Mechanikern arbeiten. Ich kannte sie nicht. Beim Test ist die Arbeit anders als am Rennwochenende, wenn man Druck hat und Performance zeigen muss. Es ist ein anderes Umfeld und ich muss sagen, dass ich die Arbeit mit JAS und Honda genieße."
"Sie waren immer gut zu mir und haben verstanden, dass es für mich eine neue Situation war. Da ich das Team jetzt kenne und wir die Informationen aus dem vergangenen Jahr haben, wird das Paket nun stärker", ist Michelisz überzeugt. "Ich gehe davon aus, dass wir vom ersten Moment an 100 Prozent abrufen können. Im vergangenen Jahr war es zu Beginn im neuen Umfeld etwas schwierig. Es ist eine große Verantwortung, ein Honda-Werksfahrer zu sein. Jetzt macht es wirklich Spaß, mit den Leuten zu arbeiten, weil wir uns zu 100 Prozent verstehen."
Michelisz fuhr im Herbst 2008 in Japan sein erstes WTCC-Rennen mit einem Sundred Seat. Auch 2009 gab es in Großbritannien einen Gaststart. 2010 absolvierte er mit Zengö seine erste volle Saison. Mittlerweile hat Michelisz 162 Rennen bestritten und davon fünf gewonnen. Dreimal eroberte er die Pole-Position. 2014 und 2016 schloss er die Saison als WM-Vierter ab.