'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf den Klassiker bei Mailand und die beiden Sprintrennen von Italien: Die WTCC startet in eine neue Rennsaison
© Foto: xpb.cc
Ein Comeback auf historischem Boden: Die Tourenwagen-WM kehrt an diesem Wochenende aus der Winterpause zurück und startet auf dem Autodromo Nazionale di Monza in ihre neue Saison. Die geschichtsträchtigen Strecke in Norditalien gilt als letzter "echter" Hochgeschwindigkeitskurs. Dort, wo 2005 die Rennreise der WTCC begonnen hat, schlägt die Rennserie nun ein weiteres Kapitel auf.
Im Königlichen Park von Monza werden bereits seit 1922 Automobil-Rennen abgehalten. Das Layout der ursprünglich rund zehn Kilometer langen Rennbahn hat seither allerdings einige Modifizierungen erfahren. Erhalten geblieben sind die legendären Steilkurven, die bis einschließlich 1969 Bestandteil einer schnellen Runde waren. Heute weist ein Umlauf in Monza insgesamt 5,793 Kilometer auf.
Eine große Liebe: Monza, Ferrari und die Formel 1
Bekannt geworden ist die italienische Rennstrecke nicht zuletzt durch die zahlreichen Formel-1-Grands-Prix, die seit 1950 beinahe im jährlichen Rhythmus in Monza ausgerichtet wurden. Nur 1980 fand der Große Preis von Italien nicht bei Mailand, sondern in Imola nahe Bologna statt. In der Saison 2009 durfte Monza die Königsklasse des Motorsports somit bereits zum 60. Mal willkommen heißen.
Nirgendwo sonst werden die Flügel der Rennwagen flacher eingestellt als auf der fast sechs Kilometer langen Rennbahn, die alljährlich für die höchsten Topspeed-Werte verantwortlich zeichnet: Formel-1-Autos wurden auf den langen Geraden von Monza schon mit über 370 km/h gemessen. Mindestens ebenso außergewöhnlich ist die Verehrung, die dem Ferrari-Team auf diesem Kurs zuteil wird.
Die italienische Traditionsmarke identifiziert sich sehr stark mit dem Autodromo di Monza - und die Tifosi sorgen in jeder Saison aufs Neue für eine beeindruckende Kulisse, die ihresgleichen sucht. Triumph und Tragödie liegen im Königlichen Park aber sehr eng beieinander, weshalb der "Mythos Monza" sowohl berühmt als auch berüchtigt ist: Über 40 Rennfahrer verunglückten dort tödlich.
2005: Die WTCC macht sich auf die Reise
Dieser Tatsache wurde in den vergangenen Jahren immer wieder Rechnung getragen: Die Sicherheit an der Strecke konnte sukzessive verbessert werden. Schwere Unfälle bleiben deswegen allerdings nicht aus, denn in den engen Schikanen sind Zwischenfälle vor allem in der Startrunde eines Rennens nicht ausgeschlossen. Nicht selten ist die Fahrt für einige Piloten bereits nach wenigen Metern vorbei.
Für die WTCC bedeutet Monza hingegen in erster Linie den Ausgangspunkt schlechthin: 2005 wurde die damals dritte Weltmeisterschaft unter dem Banner der FIA auf dieser Rennstrecke offiziell auf den Weg gebracht. Dirk Müller (BMW) und James Thompson (Alfa Romeo) waren die ersten Sieger der neugeschaffenen Tourenwagen-WM, die seither - bis auf 2009 - alljährlich bei Mailand gastierte.
2010 kehrte die populäre Rennserie an den Ort zurück, wo die drei arrivierten Marken allesamt bereits gewonnen haben. Und Monza ist immer für eine kuriose Geschichte gut: 2010 sorgten Reifenschäden für überraschende Sieger, 2011 und 2012 gelang Rob Huff (Chevrolet) und Yvan Muller (Chevrolet) sogar jeweils ein "Doppelschlag", der Sieg in beiden Rennen. Ebenfalls interessant: Jeder Weltmeister hat auch schon in Monza gewonnen.
Technik und Taktik sind von großer Bedeutung
Die Tourenwagen der WTCC werden auf dem historischen Kurs buchstäblich bis an ihre Grenzen getrieben. Auf den langen Geraden erreichen die Fahrzeuge nämlich bis zu 240 km/h und werden in den Bremszonen vor den Schikanen brutal zusammengestaucht. Die Aufhängung der Autos und die Rennreifen sind anschließend schwer gefordert, wenn die Piloten über die Randsteine donnern.
Damit ist es allerdings noch nicht getan, denn zur technischen Komponente gesellt sich in Monza auch noch ein gewisses taktisches Verhalten - Windschatten ist das A und O. Speziell im Qualifying rotten sich die Fahrer daher meist zu kleineren Gruppen zusammen, um möglichst viel Schwung mit auf die schnelle Runde zu nehmen. Das geht nicht immer gut, doch im Erfolgsfall zahlt es sich aus.
Falls nicht, sind Training, Qualifying oder Rennen meist zu Ende, wenn sich der Pilot einen Fehler geleistet hat. Die Kiesbetten des Autodromo Nazionale di Monza bedeuten oft die Endstation für gestrandete Autos, was die Fahrt durch den Königlichen Park zusätzlich erschwert. Doch darin sind sich die Fahrer einig: Monza übt selbst nach über 90 Jahren noch immer einen einmaligen Reiz aus.
Einige neue Gesichter im Starterfeld
So erscheint es vor dem WTCC-Saisonauftakt 2013 nur passend, dass die Verantwortlichen erneut diese Strecke für die ersten Rennen des Jahres auserkoren haben. Die Tourenwagen-WM startet in dieser Saison, der letzten unter dem aktuellen Reglement, nämlich richtig durch: In Monza debütieren der Honda Civic und der Lada Granta für die beiden neuen WTCC-Werksteams. Und das Starterfeld ist gut gefüllt.
Insgesamt 25 Fahrer sind für die komplette Saison 2013 eingeschrieben, womit die WTCC eine mehr als stattliche Größe aufweist. Doch damit noch nicht genug: Fünf dieser Piloten bestreiten in diesem Jahr ihre erste komplette WTCC-Saison, fast die Hälfte aller Fahrer ist unter 30 Jahre alt. Dass Erfahrung ein Trumpf ist, zeigt allerdings die noch junge Geschichte der Tourenwagen-WM nachdrücklich auf.
Meist sind es nämlich gerade die "alten Hasen", die letztendlich Pole-Positions, Siege und Titel unter sich ausmachen. Die Saison 2013 wird dabei vermutlich keine Ausnahme darstellen. Ab Samstag ist Rob Huff (Münnich-SEAT) nämlich wieder einmal der Gejagte - und die Meute der Jäger ist so groß wie selten zuvor. Das verspricht reichlich Spannung und einen WTCC-Saisonauftakt nach Maß.
Fakten zum Rennwochenende in Monza (Italien):
Streckenlänge: 5,793 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen zu je 10 Runden
Die Sieger in Monza 2005-2012:
2005: Dirk Müller (BMW), James Thompson (Alfa Romeo)
2006: Andy Priaulx (BMW), Augusto Farfus (Alfa Romeo)
2007: Yvan Muller (SEAT), Jordi Gene (SEAT)
2008: Yvan Muller (SEAT), Gabriele Tarquini (SEAT)
2009: nicht im Kalender
2010: Andy Priaulx (BMW), Yvan Muller (Chevrolet)
2011: Rob Huff (Chevrolet), Rob Huff (Chevrolet)
2012: Yvan Muller (Chevrolet), Yvan Muller (Chevrolet)
Rekordsieger:
Yvan Muller (5)
Chevrolet (5)
Rundenrekorde:
Qualifikation: 1:57.915 Minuten - Gabriele Tarquini (SEAT Leon WTCC, 2012)
Rennen: 1:59.000 Minuten - Rob Huff (Chevrolet Cruze 1,6T, 2012)
Der Zeitplan in der Übersicht (MEZ):
Samstag, 23. März 2013
09:00-09:30 Uhr - 1. Freies Training
11:45-12:15 Uhr - 2. Freies Training
15:00-15:20 Uhr - Qualifikation Q1
15:25-15:35 Uhr - Qualifikation Q2
Sonntag, 24. März 2013
09:30-09:45 Uhr - Warmup
15:05-15:35 Uhr - Rennen 1
17:20-17:50 Uhr - Rennen 2