'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf das siebte Saison-Wochenende auf dem Circuito da Boavista in Porto und das Stadtrennen zum Europa-Abschluss
© Foto: Ziegler/MST
Auf dem schwierigen und zugleich spektakulären Circuito da Boavista beschließt die Tourenwagen-WM ihre erste Saisonhälfte. Nach sechs spannenden Events in Zentral- und Osteuropa zieht es das 25-köpfige Starterfeld nun an die Atlantikküste Portugals, wo die WTCC erst zum vierten Mal überhaupt gastiert. Der Stadtkurs in Porto wird seit 2007 nämlich nur alle zwei Jahre angesteuert.
Dann ist die WTCC zu Besuch in der mit knapp 330.000 Einwohnern starken, zweitgrößten Stadt Portugals. Auch die Formel 1 war dort bereits unterwegs: 1958 und 1960 trug die Königsklasse in Porto zwei ihrer WM-Läufe aus. Beim Comeback einer FIA-WM 2007 sorgte Chevrolet mit einem lupenreinen Dreifach-Sieg gleich für Schlagzeilen. Für dergleichen ist diese Kulisse immer gut.
Zu Gast beim Weltkulturerbe der UNESCO
Porto kann schließlich auf eine lange und spannende Geschichte zurückblicken. Schon in der Antike befand sich an der Mündung des Douru eine Siedlung, wo um 1100 der heutige Staat Portugal seinen Ursprung nahm. Porto sieht sich - nicht zuletzt aufgrund der namensgebenden Funktion - deshalb als heimliche Hauptstadt des Küstenlandes und auch des Portweins, für den Portugal bekannt ist.
Die zur Herstellung des alkoholischen Getränks verwendeten Weintrauben werden nur in dieser Gegend angebaut, was seit 1756 sogar gesetzlich geregelt ist: Die Weinberge zur Produktion von Portwein müssen am Rio Duoro liegen. Berühmt ist Porto darüber hinaus für seine historische und durchaus malerische Altstadt. Seit 1996 gilt dieser Bereich als ein Weltkulturerbe der UNESCO.
Weitaus weniger bekannt, aber nicht minder geschichtsträchtig sind die Rennen, welche im zweijährigen Rhythmus in der Innenstadt veranstaltet werden. Der Kursverlauf des Circuito da Boavista wurde allerdings immer wieder verändert und erfuhr im Lauf der Zeit eine Verkürzung von 7,5 auf jetzt 4,800 Kilometer. Zuletzt gab es 2011 wieder einige kleinere Neuerungen an der Rennstrecke.
Modifizierte Schikane, breitere Fahrbahn, mehr Auslauf
Die Schikane vor Start und Ziel, in den vergangenen Jahren immer Schauplatz von einigen strittigen Manövern und teils heftigen Unfällen, wurde 2011 mit permanenten Randsteinen ausgestattet. Außerdem verbreiterten die Verantwortlichen den hinteren Streckenteil bei der Avenida do Boavista von acht auf zwölf Meter und vergrößerten die Auslaufzonen an manchen Abschnitten teils erheblich.
Der Charakter der Rennbahn blieb aber erhalten. Und Porto weist noch immer einige für Stadtkurse eher untypische Merkmale auf. Lange Geraden wechseln sich mit langsamen und engen Kurven ab, es gibt knackige Schikanen und vor allem ausreichend Raum für Überholmanöver. Befahren wird die Strecke übrigens gegen den Uhrzeigersinn, was die Piloten vor eine zusätzliche Herausforderung stellt.
Auch die Reifen sind auf diesem Kurs stark gefordert, wie Susumu Watanabe, Motorsport-Manager bei Yokohama, erläutert: "In Porto haben wir üblicherweise sehr hohe Temperaturen. Das Layout der Strecke mildert die Beanspruchung der Pneus aber etwas ab. Obwohl es einige enge Kurven gibt, erlauben es die langen Geraden den Reifen, sich wieder auf gemäßigte Temperaturen abzukühlen."
Alles schaut auf Tiago Monteiro
Ein ziemlich hitziges Wochenende dürfte in jedem Fall Tiago Monteiro (Honda) vor sich haben, denn er tritt in Porto als einziger Lokalheld auf. Und er hat sich fest vorgenommen, seine Fans nicht zu enttäuschen: "Ich habe noch nie in Porto gewonnen. Mein Ziel ist, auf diesem Kurs erstmals mit dem Honda auf das Treppchen zu fahren. Ich denke, wir sollten in Qualifying und Rennen vorn dabei sein."
Vorn dabei - das galt in der ersten Saisonhälfte vor allem für Yvan Muller (RML-Chevrolet). Mehr noch: Der dreimalige Tourenwagen-Weltmeister holte überragende 246 Punkte aus zwölf Rennen und führt überlegen in der Gesamtwertung. Bester Verfolger, mit bereits 113 Punkten Rückstand, ist Gabriele Tarquini (Honda/133) vor Michel Nykjaer (Nika-Chevrolet/127) und James Nash (Bamboo-Chevrolet/113).
Gespannt darf man auch sein, wie sich der aktuell WM-Zehntplatzierte in Porto schlägt: Pepe Oriola (Tuenti) wechselt nämlich zum zweiten Stadtrennen des Jahres die Automarke. Statt auf den SEAT Leon setzt der junge Spanier - er ist der jüngste WTCC-Rennsieger aller Zeiten - ab sofort auf das aktuelle WM-Auto, den Chevrolet Cruze 1,6T. Ob er damit gleich zum Favoritenschreck avanciert?
Fakten zum Rennwochenende in Porto (Portugal)
Streckenlänge: 4,800 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen zu je 11 Runden
Die Sieger in Porto 2005-2012:
2005: nicht im Kalender
2006: nicht im Kalender
2007: Alain Menu (Chevrolet), Andy Priaulx (BMW)
2008: nicht im Kalender
2009: Gabriele Tarquini (SEAT), Augusto Farfus (BMW)
2010: nicht im Kalender
2011: Alain Menu (Chevrolet), Rob Huff (Chevrolet)
2012: nicht im Kalender
Rekordsieger:
Alain Menu (2)
Chevrolet (3)
Rundenrekorde:
Qualifying: 2:04.946 Minuten - Alain Menu (Chevrolet, 2011)
Rennen: 2:05.846 Minuten - Rob Huff (Chevrolet, 2011)
Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):
Samstag, 29. Juni 2013
10:15-10:45 Uhr - 1. Freies Training
12:30-13:00 Uhr - 2. Freies Training
16:00-16:30 Uhr - Qualifikation Q1
16:35-16:50 Uhr - Qualifikation Q2
Sonntag, 30. Juni 2013
10:00-10:15 Uhr - Warmup
12:20-12:50 Uhr - Rennen 1
18:05-18:30 Uhr - Rennen 2