'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf die fünfte Saisonstation der WTCC in Salzburg und nennt die Favoriten für die Sprintrennen im "Nesselgraben"
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Rennfahren im malerischen Alpen-Tal: Die WTCC gastiert am Wochenende bereits zum dritten Mal nach 2012 und 2013 auf dem Salzburgring in Österreich. Die beiden Sprintrennen dort traten die Nachfolge von Oschersleben an, wo jahrelang die einzigen WM-Läufe auf deutschem Boden ausgerichtet wurden. Für deutschsprachige Fans ist nun also Salzburg das "Heimrennen".
Die knapp 150.000 Einwohner starke Stadt liegt schließlich nur wenige Kilometer hinter der Grenze und verfügt dank des Salzburgrings bereits seit über 40 Jahren über eine hauseigene Rennstrecke. 1969 hatte der rund vier Kilometer lange Kurs seine ersten Rennen erlebt. Die WTCC ist aber seit 1976 die erste FIA-Weltmeisterschaft, die im "Nesselgraben" 15 Kilometer östlich von Salzburg antritt.
Bis einschließlich 1995 konnte man auf der österreichischen Rennstrecke noch die Motorrad-WM beobachten, ehe der Salzburgring in seiner jüngeren Vergangenheit vor allem zahlreiche nationale Meisterschaften bei sich fahren ließ. Tourenwagen wurden dort jedoch schon immer gern gesehen - zuletzt auch im Rahmen des europäischen Cups (ETCC), der 2011 in Salzburg abgehalten wurde.
Große Investitionen für die WTCC
Berühmt ist die Rennstrecke, neben dem Red-Bull-Ring in Spielberg die einzige ihrer Art mit einer internationalen Lizenz des Automobil-Weltverbands (FIA) in Österreich, auch deshalb, weil Jochen Rindt wenige Tage vor seinem tödlichen Unfall in Monza 1970 dort sein letztes Rennen gefahren war. Heute darf der Salzburgring pro Jahr insgesamt fünf Motorsport-Großveranstaltungen durchführen.
Und das auf einer 4,241 Kilometer langen, rund zehn Meter breiten und sehr schnellen Rennbahn, die - idyllisch gelegen - vor allem bei Regenwetter zu einer tückischen Aufgabe für die Piloten wird. Weil die Geschwindigkeiten vergleichsweise hoch sind, wurde über die Jahre aber mehr und mehr Geld in die Sicherheit investiert. Für die WTCC griffen die Veranstalter sogar noch einmal tief in die Tasche.
Etwa 2,5 Millionen Euro war den Organisatoren vor Ort eine Renovierung des Fahrerlagers und der Boxengasse wert, um der Tourenwagen-WM ab 2012 eine sehr interessante Plattform zu bieten. Red Bull stand der Rennstrecke dabei helfend zur Seite und ist auch bei der WTCC-Veranstaltung mit von der Partie. Je nach Wetterlage rechnet man in Salzburg mit bis zu 30.000 Fans am Rennplatz.
Engstler mit "Heimrennen" auf dem Salzburgring
Genau wie beim bis dato letzten Österreich-Grand-Prix der Formel 1 steht aber auch dieses Mal kein österreichischer WTCC-Pilot in der Startaufstellung. Ein Fremdwort ist "Nachbarschaftshilfe" in der WTCC allerdings nicht: Franz Engstler (Engstler-BMW), der schon vor über 25 Jahren Formelrennen am Salzburgring bestritten hat, schlüpft dort immer wieder gern in die Rolle des Lokalmatadoren. Für ihn ist Salzburg das "Heimrennen".
"Damals wie heute ist der Salzburgring ein Windschatten-Kurs, der - anders als die modernen Retorten-Strecken - sehr viel Charakter besitzt", meint der Routinier aus dem Allgäu und fügt hinzu: "Keine andere permanente Rennstrecke stellt derartige Herausforderungen an die Fahrer: Nur ein Fehler, und eine ganze Runde ist kaputt. Das gibt es heute sonst nur noch auf Stadtkursen."
"Bremsen und Reifen werden hier extrem beansprucht. Streckenteile wie die Nockstein-Kehre oder die legendäre Fahrerlager-Kurve machen den Salzburgring zu einer der interessantesten Strecken Europas", sagt Engstler. Wie recht er damit hat, bewiesen die Rennen 2012: Gleich reihenweise flogen die Piloten in der schnellen Fahrerlager-Kurve mit Reifenschäden von der Rennbahn.
Wie viel Action ist dieses mal geboten?
Mit der Erfahrung von 2012 ging es 2013 schon besser. Dafür schrieb die WTCC im zweiten Jahr in Salzburg erneut Schlagzeilen: Wegen "Bummelei" im Qualifying wurden zwölf Piloten für 37.000 Euro zur Kasse gebeten und um insgesamt 136 Startplätze nach hinten strafversetzt. Das bewusste Langsamfahren war von der Rennleitung als "unsportliches Verhalten" gewertet worden, das der WTCC "Schaden zugefügt hat".
Die Meisterschaft, in diesem Jahr mit neuem Reglement, erfreut sich aber weiter bester Gesundheit. Und davon können sich die Fans vor Ort am Salzburgring für wenig Geld selbst überzeugen: Das Wochenend-Ticket gibt's für 45 Euro, Tageskarten schon ab 20 Euro. Für zusätzlich zehn Euro (Freitag) beziehungsweise 15 Euro (Samstag und Sonntag) ist der Eintritt ins Fahrerlager mit dabei.
Dass sich eine Rennreise an den Salzburgring lohnt, weiß Engstler-Teammanager Kurt Treml nur zu gut aus eigener Erfahrung. "Die Naturtribünen bieten eine unvergleichliche Kulisse", sagt er. "Das Beste ist jedoch: Bei der Tourenwagen-WM sind die Besucher mittendrin statt nur dabei, können die Teams in der Boxengasse beobachten und unter den Rennfahrern auf Autogrammjagd gehen."
Citroen dominiert 2014 - auch in Salzburg?
Und die Autogramm-Stunde ist in diesem Jahr so interessant wie selten zuvor: Seit 2014 ist nämlich Rallye-Rekordchampion Sebastien Loeb (Citroen) mit von der Partie - einer der bekanntesten Fahrer überhaupt. Und dass er auch mit einem Tourenwagen schnell sein kann, hat er bereits mehrfach bewiesen: In der WM-Gesamtwertung belegt der Franzose mit 113 Punkten derzeit den zweiten Platz.
Spitzenreiter ist ein weiterer WTCC-Neuling, Loebs Teamkollege Jose-Maria Lopez (138) aus Argentinien. Das Führungstrio in der WM wird komplettiert vom dritten Citroen-Piloten, dem WTCC-Rekordchampion Yvan Muller (109). Bester Verfolger von Citroen ist Tiago Monteiro (Honda/71) als Vierter. Hugo Valente (Campos-Chevrolet/47) und Rob Huff (Lada/12) auf den Plätzen sechs und 13 sind die besten Vertreter ihrer Marken.
In der TC2-Kategorie für Fahrzeuge nach dem alten WTCC-Reglement hat Engstler mit 75 Punkten klar die Nase vorn. Er führt vor seinem Teamkollegen Pasquale di Sabatino (Engstler-BMW/55) und John Filippi (Campos-SEAT/38) und gilt auch am Salzburgring als Favorit auf den Klassensieg. In der TC1-Kategorie dürfte indes Citroen wieder einmal den Ton angeben. Die Frage lautet nur: Loeb, Lopez oder Muller?
Fakten zum Rennwochenende in Salzburg (Österreich)
Streckenlänge: 4,241 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen zu je 15 Runden
Die Sieger in Salzburg 2005-2013:
2005: nicht im Kalender
2006: nicht im Kalender
2007: nicht im Kalender
2008: nicht im Kalender
2009: nicht im Kalender
2010: nicht im Kalender
2011: nicht im Kalender
2012: Rob Huff (Chevrolet), Stefano D'Aste (BMW)
2013: Michel Nykjaer (Chevrolet), James Nash (Chevrolet)
Rekordsieger:
Stefano D'Aste (1), Rob Huff (1), Michel Nykjaer (1), James Nash (1)
Chevrolet (3)
Rundenrekorde:
Qualifying: 1:25.756 Minuten - Yvan Muller (Chevrolet, 2013)
Rennen: 1:26.875 Minuten - Yvan Muller (Chevrolet, 2013)
Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):
Freitag, 23. Mai 2014
13:15-13:45 Uhr - Testsession
Samstag, 24. Mai 2014
09:00-09:30 Uhr - 1. Freies Training
11:00-11:30 Uhr - 2. Freies Training
14:30-15:30 Uhr - Qualifying
Sonntag, 25. Mai 2014
10:00-10:45 Uhr - Rennen 1
13:45-14:30 Uhr - Rennen 2