In Macao fällt der Vorhang: 'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf das Saisonfinale der WTCC auf dem schwierigen Guia Circuit in der Spielerstadt Macao
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Macao. Diese fünf Buchstaben lassen das Herz jeden Rennfahrers höher schlagen. Inmitten der asiatischen Spielerstadt wartet nämlich der berühmt-berüchtigte Guia Circuit darauf, einmal pro Saison von den Piloten unter die Räder genommen zu werden. 6,117 Kilometer purer Wahnsinn - so könnte man die Rennstrecke in Macao beschreiben. Ein würdiger Platz für das WTCC-Saisonfinale!
Wie üblich geht die Tourenwagen-WM in der chinesischen Sonderverwaltungszone aber nicht alleine an den Start, sondern teilt sich den spektakulären Guia Circuit wieder mit anderen Meisterschaften. In Macao steht die WTCC ohnehin nicht im Vordergrund, denn diese Rolle nehmen die Nachwuchsfahrer der Formel 3 ein. Der Macao-Grand-Prix dieser Rennserie gilt schon seit geraumer Zeit als Klassiker.
Bei den beiden finalen Sprintrennen der WTCC ist jedoch meist ebenfalls Hochspannung geboten: Mit Ausnahme der Saisons 2010, 2013 und 2014 fiel die Titelentscheidung nämlich bisher stets in den Straßen der Kasino-Hochburg. Das bevorstehende Ende des Rennjahres verleitet die Piloten in Macao mitunter eh dazu, vielleicht noch etwas mehr zu wagen als üblich. Crashs in der Startrunde sind keine Seltenheit.
Motorsport hat in Macao schon Tradition
Dies liegt aber nicht zuletzt an der schwierigen Rennbahn, die den Fahrern auf über sechs Kilometern Länge einfach alles abverlangt - und das schon seit den 1950er-Jahren. Die Anfänge des Rennevents auf dem Guia Circuit datieren nämlich aus dem Jahr 1954. Und was als Schatzsuche in der Stadtmitte begann, entwickelte sich bald zu einem Amateurrennen, das bis 1966 regelmäßig durchgeführt wurde.
1967 waren erstmals Motorräder mit von der Partie, ehe 1972 das erste Tourenwagen-Rennen über die Bühne ging. Elf Jahre danach luden die Veranstalter zum ersten Mal die besten Formel-3-Piloten nach Macao ein, um in den Straßen der illustren Stadt die inoffiziellen Weltmeisterschaften für diese Nachwuchsklasse auszurichten. Bis heute pilgert die Crème de la Crème der Formel 3 nach Macao.
Das erste Formel-3-Rennen auf dem Guia Circuit entschied übrigens ein junger Ayrton Senna für sich. Der brasilianische Rennfahrer sollte schon kurz darauf auch in der Formel 1 für Furore sorgen, ist aber nicht der einzige prominente Sieger des Grand Prix in der Spielerstadt. Michael Schumacher nutzte die Formel 3 einst ebenfalls als Sprungbrett und drückte dem Macao-Rennen 1990 seinen Stempel auf.
Ein Blick in die Siegerlisten von Macao
Im Jahr danach war David Coulthard nicht zu schlagen, mit Ralf Schumacher (1995), Ralph Firman (1996), Takuma Sato (2001) und Lucas di Grassi (2005) waren noch weitere spätere Formel-1-Fahrer erfolgreich in Macao am Start. In den Siegerlisten finden sich aber auch bekannte Tourenwagen-Größen wie Rickard Rydell (1992) oder Jörg Müller. Letzterer fuhr 1993 zum Formel-3-Sieg in Macao.
Der Deutsche ist übrigens bis heute der einzige Rennfahrer, der in jüngster Zeit sowohl in der Formel 3 als auch im Tourenwagen das oberste Siegertreppchen erklimmen konnte. Übertroffen wird Müller nur noch von John MacDonald. Der für Hongkong fahrende Brite war im Macao der 1970er-Jahre das Maß aller Dinge und siegte sowohl im Formelauto als auch im Tourenwagen und auf dem Motorrad.
Diese Leistungen wurden bislang nicht wiederholt oder gar übertroffen. Mehrfach-Sieger gibt es aber auch in der WTCC. Seit 2010 hält Rob Huff (Chevrolet) den Rekord in dieser Kategorie: Der Brite fuhr 2008, 2009, 2010 und 2013 jeweils bei einem Rennen als Erster über die Linie, siegte 2011 sogar "doppelt". Bei den Marken hält Chevrolet mit zehn Erfolgen den ersten Platz beim berühmten Stadtrennen von Macao.
Eine der schwierigsten Strecken überhaupt
Das "Monaco des Ostens" gilt als eine der anspruchsvollsten Pisten der Welt, die nicht nur durch ihre - für einen Stadtkurs ungewöhnliche - Länge besticht. In den zehn Runden, welche die WTCC-Fahrer auf dem Guia Circuit zurücklegen müssen, werden Mensch und Maschine enorm strapaziert. Neben einer langen Vollgas-Passage gibt es schließlich auch einen sehr kurvenreichen Mittelabschnitt.
Kurzum: Macao bietet alles, was das Rennfahrer-Herz begehrt. Oder wie es Tom Coronel (ROAL-Chevrolet) ausdrückt: "Macao ist der schwierigste Kurs der Welt und die Nummer eins in unserem Kalender." Einmalig ist der Guia Circuit aber auch aufgrund seiner Streckenführung, die sowohl die schnellste Ecke (Mandarin) als auch die langsamste Kurve (Melco) der gesamten Rennsaison beinhaltet.
Laut Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher ist in der Spielerstadt nicht nur beim Zocken großer Einsatz gefragt. "Der Kurs ist nicht ohne und es kommt darauf an, dass man eine gehörige Portion Mut hat. Du musst dich wohlfühlen im Auto, denn die Strecke lässt keine Fehler zu", sagt der Deutsche. "In der Formel 3 hatte man perfekte Runden absolviert, wenn die Reifenmarkierung danach nicht mehr lesbar war..."
Die Entscheidungen sind schon gefallen
Bei der WTCC gehen indes üblicherweise zuerst die Rückspiegel flöten, wenn sich die Fahrer dem Limit und dabei auch den schwarz-gelben Leitplanken nähern. Eine Fahrt in Macao ist eben auch ein großer Balanceakt, den es bei einem Starterfeld in der Größe von rund 25 Autos erst einmal zu meistern gilt. Speziell, wo die wichtigen Entscheidungen schon gefallen sind und es nur noch um Prestige geht.
Denn wer Weltmeister ist, steht bereits seit Suzuka fest: Jose-Maria Lopez (Citroen) ist in diesem Jahr die Nummer eins. Das Citroen-Werksteam hat den Sieg in der Herstellerwertung sogar schon in Schanghai perfekt gemacht. Auch die TC2-Kategorie hat ihren Meister in Suzuka gefunden: Franz Engstler (Engstler-BMW) ist nicht mehr einzuholen, sein Teamkollege Felipe de Souza gewinnt die Asien-Trophy 2014.
Offen ist hingegen noch, wer sich den zweiten Platz in der WM-Fahrerwertung sichert. Yvan Muller (Citroen/305) und Sebastien Loeb (Citroen/275) liegen nämlich vor dem Finale innerhalb von 30 Punkten. Auch auf den weiteren Rängen ist Musik drin: Tiago Monteiro (Honda/174), Norbert Michelisz (Zengö-Honda/169) und Gabriele Tarquini (Honda/167) wollen bester Citroen-Verfolger werden.
Fakten zum Rennwochenende in Macao (China):
Streckenlänge: 6,117 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen zu je zehn Runden
Die Sieger in Macao 2005-2013:
2005: Augusto Farfus (Alfa Romeo), Duncan Huisman (BMW)
2006: Andy Priaulx (BMW), Jörg Müller (BMW)
2007: Alain Menu (Chevrolet), Andy Priaulx (BMW)
2008: Alain Menu (Chevrolet), Rob Huff (Chevrolet)
2009: Rob Huff (Chevrolet), Augusto Farfus (BMW)
2010: Rob Huff (Chevrolet), Norbert Michelisz (SEAT)
2011: Rob Huff (Chevrolet), Rob Huff (Chevrolet)
2012: Yvan Muller (Chevrolet), Alain Menu (Chevrolet)
2013: Yvan Muller (Chevrolet), Rob Huff (SEAT)
Rundenrekorde:
Qualifikation: 2:28.933 Minuten - Alain Menu (Chevrolet, 2013)
Rennen: 2:32.063 Minuten - Alain Menu (Chevrolet, 2012)
Der Zeitplan in der Übersicht (MEZ):
Donnerstag, 13. November 2014
00:15-00:40 Uhr - Testsession
06:55-06:25 Uhr - 1. Freies Training
Freitag, 14. November 2014
03:25-03:55 Uhr - 2. Freies Training
08:10-09:40 Uhr - Qualifikation
Sonntag, 16. November 2014
04:15-04:45 Uhr - Rennen 1
05:30-06:00 Uhr - Rennen 2