Warum gibt es kein einheitliches Tourenwagen-Reglement?

, 18.08.2012

S2000, NGTC und wie sie alle heißen: FIA-Kommissionsleiter Alan Gow erklärt, weshalb es für Tourenwagen kein einheitliches Regelwerk gibt

Tourenwagen-Serien gibt es fast überall. Die dort eingesetzten Autos bieten soliden Motorsport zu einem vernünftigen Preis. Und die Fans schätzen die Rennen, die meist von engen Duellen und auch von Lackaustausch zwischen den Fahrzeugen geprägt sind. Der Haken daran ist nur: Es gibt kein einheitliches Regelwerk. Die Weltmeisterschaft (WTCC) dient einfach nicht immer als Vorbild.

Dort kommen S2000-Fahrzeuge zum Einsatz, wie sie der Automobil-Weltverband (FIA) gern auch in anderen Rennserien etablieren würde. In China läuft eine solche nationale Meisterschaft bereits, in Japan denkt man seit geraumer Zeit ebenfalls über einen derartigen Schritt nach. Oftmals besetzen die nationalen S2000-Rennserien aber nicht mehr als eine Nischenposition, weil Anderes dominiert.

Beispiel USA: Die US-amerikanische Tourenwagen-Meisterschaft (USTCC) nach S2000-Regeln lockt dort kaum Zuschauer an die Rennstrecken, während Branchenkönig NASCAR im Wochenrhythmus ganze Großstadien füllt. In anderen Ländern hat man sich fast komplett vom S2000-Muster losgesagt. In Großbritannien findet beispielsweise der "Next Generation Touring Car" (NGTC) Verwendung.

Aber warum ist das eigentlich so? Wäre Einheitlichkeit nicht sinnvoller? Alan Gow verneint. Der Leiter der FIA-Tourenwagen-Kommission glaubt nicht, dass es jemals ein Regelwerk geben wird, das alle Rennserien weltweit abdecken könnte. Der Grund: "Ein Reglement, das alle Meisterschaften bedient, gibt es nicht. Das funktioniert nicht. Ansonsten gäbe es auch keine NASCAR oder V8-Supercars."

"Jeder Markt hat andere Bedürfnisse, was im Tourenwagen-Sport umgesetzt werden soll", meint der Australier und erklärt seinen Standpunkt: "Was in Europa gemacht wird, muss nicht zwangsweise auch in Australien oder Amerika anwendbar sein. Es ist einfach nicht möglich, nur ein Regelwerk für sämtliche nationalen Meisterschaften zu haben", sagt Gow. Das sieht der Automobil-Weltverband ein.

Deshalb lassen FIA-Präsident Jean Todt und seine Mitstreiter den nationalen Verbänden gern freie Hand. "Jeder Verband hat sein eigenes Programm und seine eigenen Meisterschaften", sagt Todt. Und laut WTCC-Serienchef Marcello Lotti ist man dabei auch den automobilen Trends unterworfen. Deshalb sei beispielsweise die chinesische Tourenwagen-Meisterschaft (CTCC) ein großer Erfolg.

"Dort richtet man sich nach den Regeln der FIA, weil Tourenwagen in dieser Region derzeit die Nummer eins sind", meint Lotti und fügt hinzu: "Du musst dich halt an den jeweiligen Gegebenheiten orientieren und dich daran anpassen." Was das bedeutet, wissen die Tourenwagen-Fans weltweit: Viele Meisterschaften bieten tollen Motorsport, aber von Einheitlichkeit ist man sehr weit entfernt.

Was wiederum auch die WTCC vor eine schwierige Aufgabe stellt, denn anstatt als "Sprungbrett" in die S2000-Weltmeisterschaft zu dienen, kochen einige nationale Rennserien - wie zum Beispiel die sehr populäre BTCC - einfach ihr eigenes Süppchen. Und das gräbt der WTCC zum Teil das Wasser ab, weil sie so an Relevanz verliert. Eine Trendwende ist aber nicht in Sicht. Eher das Gegenteil.

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