Bei einsetzendem Regen fuhr WM-Spitzenreiter Yvan Muller auf die Pole-Position von Moskau - Tom Coronel knapp geschlagen - Wieder Probleme bei Honda
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Erst kam der Regen, dann kam Yvan Muller (RML-Chevrolet). Der WM-Spitzenreiter setzte sich im Qualifying auf dem Moscow Raceway bei einsetzendem Regen in 1:43.335 Minuten knapp gegen Tom Coronel (ROAL-BMW) und Rob Huff (Münnich-SEAT) durch. Und das auf seiner einzigen Runde, denn mehr ließ das russische Wetter nicht zu. Es blieb für sämtliche Piloten bei nur einem Versuch.
"Eine schwierige Geschichte", meint Pole-Mann Muller nach der Qualifikation von Moskau, bei der er sich zum vierten Mal in dieser Saison den ersten Startplatz sicherte. "Bei solchen Bedingungen darfst du keine Zeit verlieren, denn es wurde immer nasser. Einmal zu spät bremsen und das war's. Wir hatten also nur eine Chance. Und das hat die Sache in Q2 ziemlich aufregend gemacht", sagt Muller.
"Aufregend" verlief die Qualifikation auch aus der Sicht von Tiago Monteiro (Honda), den - wie schon im Freien Training - erneut technische Probleme ereilten. Weil die Wasserpumpe nicht mitspielte, fuhr er nur drei Runden und schied als 22. vorzeitig aus. "Solche Dinge passieren, wenn man ein neues Auto entwickelt", meint er. "Der Zeitpunkt war aber ziemlich blöd. Das ist natürlich sehr frustrierend."
Coronel und Thompson fliegen regelrecht
Ebenfalls glücklos agierten die deutschsprachigen Piloten im Feld. Fredy Barth (Wiechers-BMW) verpasste als 13. nur um 0,021 Sekunden den Einzug in die zweite Teilsession. Marc Basseng (Münnich-SEAT) wurde als 17. abgewinkt, Franz Engstler (Engstler-BMW) und Rene Münnich (Münnich-SEAT) landeten auf den Positionen 21 und 23. Und Lada schaffte den Sprung in die Top 10.
Doch der Reihe nach: Schon als die 23 Fahrer zur 20-minütigen ersten Teilsession der Qualifikation ausrückten, hingen dunkle Wolken über dem knapp vier Kilometer langen Moscow Raceway. Eile war also geboten, um bloß nicht vom angekündigten Regen überrascht zu werden. Prompt ließen sich die Favoriten nicht lange bitten: Muller legte in 1:43.296 Minuten vor, behielt die Spitze aber nicht lange.
Coronel kam nämlich wenig später in 1:42.966 Minuten über die Linie und knüpfte damit an seine Leistung aus dem Freien Training an - mit der bis dato besten WTCC-Runde in Russland. Ähnlich rund wie beim "fliegenden Holländer" lief es bei James Thompson (Lada), der beim Heimrennen seiner Marke sicher in die Top 5 fuhr und sich damit für Q2 qualifizierte. Honda hatte es schwerer.
Bei Honda läuft es nicht rund
Bei Monteiro streikte die Technik, auch Gabriele Tarquini (Honda) und Norbert Michelisz (Zengö-Honda) schienen "Ladehemmung" zu haben: Sie lösten jeweils erst im letzten Anlauf das Ticket für die zweite Runde des Qualifyings und rutschten auf den Rängen elf und zwölf nur geradeso noch in die Top 12. Dort hatten sich vorher schon die üblichen Verdächtigen breit gemacht. Mit einer Ausnahme.
Charles Ng (Engstler-BMW) zeigte seine bisher beste Qualifikations-Leistung in der WTCC und schaffte als solider Zehnter das Weiterkommen. Ebenfalls in den Top 10 qualifizierten sich Coronel, Tom Chilton (RML-Chevrolet), Muller, Pepe Oriola (Tuenti-SEAT), Thompson, Michel Nykjaer (Nika-Chevrolet), Mehdi Bennani (Proteam-BMW), James Nash (Bamboo-Chevrolet) und Weltmeister Rob Huff (Münnich-SEAT).
Die kurze Pause vor Q2 konnte dann gar nicht kurz genug ausfallen, denn es wurde immer dunkler am Moscow Raceway. Und just als die Piloten nach ihrer Aufwärmrunde auf die Zielgerade einbogen, gingen die ersten Regentropfen nieder. Was die Stunde geschlagen hatte, war da aber bereits jedem Fahrer klar: nur ein Schuss, keine zweite Chance. Und deshalb ging jeder besonders viel Risiko ein.
Chilton führte das Feld zwar an, kam aber am schlechtesten mit den Bedingungen zurecht und verlor viel Zeit. Direkt hinter ihm machte Muller jedoch seinen fahrerischen Künsten alle Ehre und fuhr in 1:43.335 Minuten zur Bestzeit, nur 0,070 Sekunden vor Coronel. Der wiederum hatte sich zuvor mit Bennani angelegt: Beim Miniduell auf der Zielgeraden kam es sogar zu einer leichten Berührung.
Der Regen kam und Muller brillierte
Muller focht all dies aber nicht an. Und auch die Konkurrenz sah ein, dass eine weitere schnelle Runde kaum Besserung bringen würde. Bennani, Nash und Ng versuchten es trotzdem, aber ohne Erfolg. Dann wurde es still in Moskau, weil alle Fahrzeuge fünf Minuten vor Ablauf der Zeit wieder an den Boxen standen. Nur Huff ging noch einmal hinaus: Der Weltmeister fuhr seine Regenreifen ein.
An den Positionen änderte sich dadurch nichts mehr: Hinter Muller und Coronel auf den Plätzen eins und zwei sortieren sich Huff, Michelisz und Tarquini ein. Thompson stellte den Lada Granta vor den russischen Fans auf Startplatz sechs vor Oriola, Nykjaer und Ng. Position zehn und damit die Pole-Position für Lauf zwei ging an Bennani. Nash und Chilton fahren am Sonntag als Elfter und Zwölfter los.
Und was heißt all dies für den Rennsonntag in Russland? Muller hat von der Pole-Position aus wieder einmal beste Karten - zumal schon vor diesem Wochenende feststand, dass er die erste Saisonhälfte als WM-Spitzenreiter beschließen würde. Er hat seinen Vorsprung auf Tarquini sogar nochmals ausgebaut. Schnell waren bisher aber auch Coronel und Bennani. Letzterer hat vor allem in Lauf zwei gute Chancen...