Wie viel Sturz fährt die WTCC?

, 19.07.2012

WTCC-Routinier Tom Coronel erklärt, wie wichtig der Radsturz für seinen Tourenwagen ist und welche Einstellungen er meistens wählt

Der Volvo C30 ist ein echter Blickfang. Und das vor allem aufgrund seiner interessanten Heckpartie. Wie kein zweites Auto zeigte das schwedische Fahrzeug in der vergangenen WTCC-Saison nämlich einen wesentlichen Faktor beim Setup eines Rennwagens auf: den Radsturz. Was bei Volvo sehr extreme Züge annahm, ist in weniger stark ausgeprägter Form gang und gäbe im Motorsport.

Doch was genau ist eigentlich dieser Radsturz? Und was lässt sich damit erreichen? Tom Coronel (ROAL-BMW) weiß es und ist gern bereit dazu, Einblicke in die Abstimmungsarbeit an seinem BMW 320 TC zu geben. Der Niederländer erklärt: "Der Sturz ist der Winkel, mit dem das Rad zur Fahrbahn steht." Dabei unterscheidet man zwischen positivem und negativem Sturz - je nach Radneigung.

Das Setup ist immer ein Kompromiss

Abhängig von den Einstellungen erfährt der Reifen eine unterschiedliche Belastung. Bei positivem Sturz ist zum Beispiel die Oberseite des Rades nach außen geneigt, was vor allem die Außenseite des Pneus belastet. Bei negativem Sturz wird die Innenseite des Reifens belastet, dessen Unterseite nach außen geneigt ist. Und es ist letztere Variante, die im Motorsport hauptsächlich verwendet wird.

Und weshalb? Um die Seitenführungskraft des Reifens in den Kurven zu verbessern. Oder wie es Coronel ausdrückt: "Wenn du mit viel Sturz fährst, steht besonders die Innenseite des Reifens unter Druck. Die Außenseite hat indes weniger oder kaum Kontakt zur Fahrbahn. Mit einer solchen Einstellung ist das Auto schwieriger zu verzögern, hat aber mehr Grip", erläutert der WTCC-Pilot.

Eine Kehrseite des Ganzen ist allerdings, dass der Reifen dabei rascher verschleißen kann, weil er ungleichmäßig belastet wird. Wie so vieles im Rennsport, so ist also auch die Sturzeinstellung ein Kompromiss. "Die Frage ist halt, wie viel Belastung man dem Reifen zumuten möchte und kann", sagt Coronel. "Du willst natürlich immer maximal Grip haben, aber den Reifen dabei nicht zerstören."

Weniger Sturz im Straßenverkehr

Wenn Coronel dabei im Singular spricht, meint er übrigens den Plural: Die Sturzwerte aller vier Reifen sind an seinem Rennwagen identisch und bewegen sich innerhalb eines gewissen Arbeitsfensters. "Im Durchschnitt fahren wir mit einem Sturz von 5,7 Grad, spielen aber ein bisschen zwischen 5,7 und 6,5 Grad", erklärt Coronel - und das je nach Streckentyp und je nach Kurvenarten, wie er betont.

Ein Hexenwerk ist die Einstellung des Radsturzes aber nicht. Im Motorsport muss schließlich alles ganz schnell gehen. "Den Sturz kannst du leicht verstellen", bestätigt Coronel. "Im Motorraum ist ein Metallstift am Chassis verankert. Dort kannst du die Einstellungen verändern. In die eine Richtung gibt es mehr Sturz, in die andere Richtung weniger. Das ist schon alles", meint der niederländische Fahrer.

Zur Nachahmung sind diese Maßnahmen jedoch nur bedingt geeignet: Ein Straßenauto sollte nicht mit einem Sturz von mehr als 2,0 Grad fahren. Ein größerer Wert mag vielleicht "sportlich" wirken, sorgt aber für eine stärkere Abnutzung der Reifen. Und ohne Weiteres verstellen lässt sich der Sturz beim eigenen Auto ebenfalls nicht. Doch wer keine eigene Boxencrew hat, fährt halt in die Werkstatt.

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