Zum Beginn des Jahres 2016 blickt 'Motorsport-Total.com' auf die Rennwochenenden der WTCC-Saison 2015 zurück - Heute: Schanghai
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Mit dem zehnten von zwölf Rennwochenenden biegt die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) Ende September im chinesischen Schanghai auf die Zielgerade der Saison 2015 ein. Die Millionenmetropole erlebt Kontroversen rund um Gabriele Tarquini, eine Meisterfeier von Citroen und einen Zeitplan, der aus den Fugen gerät.
Denn nach einem Unfall bei einem Rahmenrennen ist die Leitplanke auf der Start-Ziel-Geraden beschädigt und muss aufwendig repariert werden. Daher kann das Qualifying nicht wie geplant am Samstag ausgetragen werden, sondern wird auf den Sonntagmorgen verschoben. Das wird Tom Chilton (ROAL-Chevrolet) fast zum Verhängnis. Der Brite verschläft und kommt erst in letzter Sekunde an der Rennstrecke an.
Deutlich ausgeschlafener präsentiert sich einmal mehr Jose-Maria Lopez (Citroen). Nachdem bei den Freien Trainings noch Lokalmatador Qing-Hua Ma an die Spitze gefahren war, übernimmt der WM-Spitzenreiter im Qualifying das Kommando und fährt zum fünften Mal in der Saison auf die Pole-Position. Ma muss sich seinem Teamkollegen knapp geschlagen geben, starker Dritter wird Nick Catsburg (Lada).
Huff und Valente sind sauer auf Tarquini
Von der Pole-Position aus fährt Lopez im ersten Rennen ungefährdet zum Sieg. Durch seinen achten Saisonsieg gewinnt Citroen vorzeitig den Herstellertitel. Hinter dem Argentinier geht es jedoch rund. Den ersten brenzligen Moment gibt es schon beim Start, als Ma von Platz zwei und Hugo Valente (Campos-Chevrolet) von Platz zehn nicht vom Fleck kommen. Den Hindernissen können jedoch alle Konkurrenten ausweichen.
In Kurve 2 bricht dann aber das Chaos aus. Tom Coronel (ROAL-Chevrolet) bekommt einen Schlag von hinten und dreht daraufhin John Filippi (Campos-Chevrolet) um. Das führt zu einer verhängnisvollen Kettenreaktion. Tom Chilton (ROAL-Chevrolet) fährt auf Tiago Monteiro (Honda) auf und dreht den Portugiesen um. Dabei wird Chiltons Auto an der Front stark beschädigt. Wenige Meter weiter kollabiert die rechte Hinterradaufhängung an Coronels Auto, der Chevy des Niederländers kommt auf dem Hinterrad aufgebockt mitten auf der Straße stehen.
Unabhängig davon geraten am Ausgang von Kurve drei auch Rob Huff (Lada) und Gabriele Tarquini (Honda) aneinander. Nach dieser Kollision regte sich Huff mächtig über Tarquini auf, doch nicht nur den Zorn des Briten zieht der Italiener an diesem Tag auf sich. Denn beim Start zum zweiten Rennen kommt es zu mehrfachem Lackaustausch mit dem Auto von Valente, der kurz darauf nach einer weiteren Kollision ausscheidet.
Citroen vorzeitig Herstellermeister
Tarquini behauptet zunächst die Führung, muss sich nach einem harten Zweikampf aber Yvan Muller (Citroen) geschlagen geben. Das Duell gegen Lopez gewinnt Tarquini aber um 25 Tausendstelsekunden. Dennoch fährt Lopez mit 75 Punkten Vorsprung vor Muller zur vorletzten Saisonstation nach Thailand.
Direkt nach der Siegerehrung bekommt Tarquini dann noch ungebetenen Besuch. Valente fängt ihn ab und stellt ihn vor laufenden TV-Kameras zur Rede. Am Ende des Wortgefechts wirft Valente seinem Rivalen, der sein Vater sein könnte, an Kopf, er sei "zu alt" - eine Bemerkung, die Tarquini dem Franzosen übel nimmt. Doch auch die Rennleitung macht sich ein Bild von den Vorgängen rund um den Honda-Piloten und brummt ihm beim nächsten Rennen eine Startplatzstrafe auf.