WTCC-Serienchef Francois Ribero plant einen Unterbau für die Weltmeisterschaft: Kostengünstiger Einsteigerserie nach neuem TC2-Reglement
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In der Saison 2014 fristet die TC2-Kategorie in der WTCC ein Schattendasein. Am Ende des Feldes fahren nicht einmal eine handvoll von Vorjahresautos in ihrer eigenen Liga. Obwohl der Aufwand für Teams wie Engstler oder Campos ähnlich groß ist wie für die TC1-Mannschaften, die um den Gesamtsieg fahren, wird die Privatfahrerwertung kaum beachtet. Allerdings ist die Saison 2014 ohnehin nur ein Übergangsjahr, 2015 werden die jetzigen TC2-Autos aus der WTCC verschwinden.
Doch das soll nicht das Ende der Klasse werden, denn hinter den Kulissen arbeitet der Automobil-Weltverband FIA an einem neuen Reglement für die TC2-Kategorie. Und sollte dieses feststehen, will WTCC-Organisator Eurosport Events eine eigene Meisterschaft für die neue Klasse aufziehen. "Sobald die neuen technischen Regeln der TC2 feststehen, würden wir eine separate Meisterschaft im Rahmen der WTCC-Rennwochenenden durchführen", sagt Serienchef Francois Ribero unseren Kollegen von 'Autosport'.
Ribero schwebt eine Tochterserie nach dem Vorbild der Moto2 oder Moto3 bei der MotoGP vor, in der potenzielle WTCC-Starter an die WM herangeführt werden. Auch Alan Gow, Präsident der Tourenwagen-Kommission der FIA sieht die Notwendigkeit einer solchen Serie. "Die Formel 1 hat mit der Formel 4 und Formel 3 einen Unterbau, das sollten wir bei den Tourenwagen auch haben", sagt der Birte. Laut Ribero müsse die neue TC2-Meisterschaft nicht bei allen Rennen der WTCC im Rahmenprogramm antreten. So absolviere die GP2 ja auch nicht den kompletten Rennkalender der Formel 1.
ETCC ein Auslaufmodell?
Eine Serie für TC2-Autos unterhalb der WTCC, die bei einigen Rennen im Rahmenprogramm antritt? Das gibt es doch schon, mag sich nun mancher Leser wundern. Richtig, den europäische Tourenwagen-Cup (ETCC). In Le Castellet bot die Serie bei ihrem Saisonauftakt mit einem Feld von über 30 Fahrzeugen spannenden Tourenwagensport. Allerdings ist das Starterfeld der ETCC sehr heterogen. Neben TC2-Autos treten dort auch S2000-, S1600- und SEAT-Cup-Autos an.
Derzeit ist die ETCC, die teilweise eine Art fahrendes WTCC-Museum ist, eine gute Basis für einen Aufstieg in die WM, doch der momentane Aufschwung - auch bei den Teilnehmerzahlen - ist für Ribero nur eine Momentaufnahme. "Die ETCC ist heute mit über 30 Autos ein Erfolg, aber diese Autos werden schon bald der Vergangenheit angehören", sagt er. "Wenn BMW und SEAT keine Ersatzteile mehr produzieren, werden nächstes Jahr unmöglich 30 Autos am Start sein."
In diese Bresche soll dann die neuen TC2-Meisterschaft springen. Beim neuen WTCC-Unterbau, der explizit nicht für Werkseinsätze gedacht ist, soll die Kosten-Effizienz im Vordergrund stehen. "Die Saison sollte maximal 300.000 Euro kosten und unter exakt den gleichen sportlichen Regeln wie die WTCC durchgeführt werden, damit die Fahrer lernen können", sagt Ribero.
Neues TC2-Reglement als Basis für nationale Meisterschaften
Da neue TC2-Reglement könnte dann auch in nationalen Tourenwagen-Meisterschaften zur Anwendung kommen. "Das WTCC-Reglement ist nur für die WTCC gedacht und wurde nicht für nationale Meisterschaften entworfen. Das ist ein Unterschied zu den S2000-Tagen", erklärt Gow. Erste Interessenten haben sich laut Ribero bereits aus Deutschland und Frankreich gemeldet. "Ich habe in Marrakesch mit den Präsidenten des ADAC und DMSB gesprochen", sagt der WTCC-Boss. "Beide sagten mir, dass sie sofort mit an Bord wären, sollte die FIA etwas machen."
Eine endgültige Entscheidung über das neue TC2-Reglement solle laut Gow bis Ende des Jahres durch den Motorsport-Weltrat der FIA getroffen werden. Damit erscheint eine Einführung der neuen Serie in der Saison 2015 mehr als unwahrscheinlich. Ob und welche Hersteller sich zur Entwicklung eines Autos und zum Aufbau eines Kundensport-Programms entschließen, und wie es dann mit der ETCC weitergeht, wird sich ohnehin erst zeigen müssen.