Abschiedsstimmung in der WTCC: Beim Saisonfinale in Katar sagen zwei mehrmalige Weltmeister und zwei Hersteller der Tourenwagen-WM Lebewohl
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Nach gut zwei Monaten Rennpause steigt in dieser Woche der letzte Akt der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) 2016. Mit zwei Nachtrennen unter Flutlicht auf dem Losail International Circuit vor den Toren der katarischen Hauptstadt Doha, die wie schon im Vorjahr am Freitagabend stattfinden, geht die Saison zu Ende. Da sämtliche Titel bereits vergeben sind, stehen die Rennen in der Wüste ganz im Zeichen mehrerer Abschiede.
Mit Jose-Maria Lopez und Yvan Muller sagen zwei Fahrer der WTCC Lebewohl, die die Serie in den vergangenen Jahren geprägt haben. Der dreimalige Weltmeister Lopez bricht nach drei Jahren seine Zelte in der WTCC ab und zieht in Richtung Formel E weiter, wo er bereits die ersten beiden Rennen bestritten hat.
"Als ich mich im Simulator von Citroen auf das Rennen vorbereitet habe, wurde mir bewusst, dass ich einige Dinge zum letzten Mal machen werde", sagt Lopez. "Und das wird auch in Katar oft so sein. Jeder Moment wird wirklich emotional sein, und das will ich zusammen mit dem Team genießen." Der Argentinier hat sich vorgenommen, die Zusammenarbeit mit Citroen so zu beenden, wie er sie begonnen hat: Mit einem Sieg.
Die WTCC verliert zwei Champions
Für Yvan Muller endet in Katar nicht nur seine Zeit in der WTCC. Der Franzose hängt nach mehr als 200 Rennen in der Serie, fast 50 Rennsiegen und vier WM-Titeln den Helm an den Nagel und wird sich zukünftig um sein Rennteam und die Familie kümmern. "Am Samstag beginne ich ein neues Leben", sagt Muller. "Ich konnte glücklicherweise selbst entscheiden, wann ich aufhören will und freue mich jetzt auf meinen ersten freien Winter seit Jahrzehnten!" Muller will beim Finale in Katar Rang zwei in der Meisterschaft absichern, was bei 31 Punkten Vorsprung auf Tiago Monteiro eine lösbare Aufgabe sein sollte.
Neben Lopez und Muller verabschieden sich in Katar auch zwei Hersteller aus der WTCC. Während der Rückzug von Citroen schon seit gut einem Jahr feststand, schockierte Lada die Szene Anfang November mit der Ankündigung, das Werksprogramm in der WTCC am Ende der Saison zu beenden. Für die Lada-Piloten Nick Catsburg, Gabriele Tarquini und Hugo Valente geht es in Katar nun vor allem darum, sich mit einer guten Leistung für neue Arbeitgeber zu empfehlen.
"Ich möchte Lada das bestmögliche Resultat schenken, weil es ihr letztes Rennen sein wird - ich hoffe aber, dass es nicht mein letztes sein wird", sagt der 54-jährige WTCC-Veteran Tarquini. "Ich möchte weiter ein WTCC-Auto fahren, ich liebe die Serie und ich liebe die WTCC." Citroen hat sich zum Abschied eine besondere Geste überlegt und schickt im Team-Zeitfahren MAC3 nicht die beiden Werksfahrer, sondern alle drei Piloten des Kundenteams von Sebastien Loeb an den Start.
Dunkelheit und Sand machen Katar zur Herausforderung
Zum sportlichen: Sämtliche Titel sind schon vergeben, daher steht der Kampf um die letzten beiden Rennsiege des Jahres auf der Rennstrecke im Mittelpunkt. Dabei bekam Honda durch die Neuberechnung des Kompensationsgewichts Rückenwind. Die Civic müssen in Katar nur 30 Kilogramm Ballast zuladen, was nur halb soviel wie zuletzt in Schanghai ist. Citroen fährt weiter mit dem Maximum von 80 Kilogramm, die Ladas, Volvos und Chevrolets dürfen ohne Zusatzgewicht fahren.
Zu den Herausforderungen bei den Rennen in Katar zählt zum einen das Fahren in der Nacht, was trotz der vielen Flutlichtmasten für Tom Coronel nicht ohne Tücken ist. "Manchmal weiß man gar nicht so recht, wo genau man gerade auf der Strecke ist, denn viele Kurven sehen gleich aus. Es fehlen die Referenzpunkte, die man bei Tageslicht sieht", sagt der Niederländer. Durch die Lage mitten in der Wüste ist die Rennstrecke zudem vor allem am Beginn des Tages besonders rutschig. "Es gibt natürlich den Sand, und weil dort nicht viel Motorsport betrieben wird, hat man nie wirklich viel Grip", weiß Honda-Pilot Rob Huff.
Auch Überholmöglichkeiten sind auf dem 5,380 Kilometer langen Kurs, der ursprünglich für die MotoGP entworfen worden war, rar gesät. "Das Überholen ist auf dieser Strecke nicht einfach, aber die meisten Kurse sind nicht für das Überholen designt worden. Wenn man einem anderen Tourenwagen folgt, dann verliert man Abtrieb, und wenn man Abtrieb verliert, dann verliert man Zeit", erklärt Muller.
Dahlgren zurück im Volvo-Cockpit
Im Fahrerfeld gibt es im Vergleich zu Schanghai nur eine Änderung. Robert Dahlgren kehrt ins Volvo-Team zurück und wird zum dritten Mal in dieser Saison neben Thed Björk den zweiten S60 Polestar fahren. Das deutsche Team Münnich vertraut seinen Chevrolet Cruz einmal mehr James Thompson an.
Das "Rennwochenende" beginnt in Katar am Donnerstag mit dem Shakedown und zwei Freien Training. Am Freitagnachmittag finden dann noch bei Tageslicht das Qualifying und das Team-Zeitfahren MAC3 statt. Die beiden Rennen folgen dann am Freitagabend zur besten Sendezeit in Deutschland.
Der Zeitplan in Losail:
Donnerstag, 24. November:
12:00-12:30 Uhr Shakedown
14:00-14:30 Uhr Erstes Freies Training
19:00-19:30 Uhr Zweites Freies Training
Freitag, 25. November:
12:30-13:20 Uhr Qualifying
13:30-14:00 Uhr MAC3
19:20-19:50 Uhr Eröffnungsrennen (12 Runden)
20:35-21:05 Uhr Hauptrennen (13 Runden)